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Ready to change - Steigerung der gemeindebezogenen Handlungsbereitschaft zur Bewegungsförderung bei älteren Menschen

Präventionsmaßnahmen erreichen oft nicht alle Bevölkerungsgruppen in gleichem Ausmaß. Die Erreichbarkeit der verschiedenen Gruppen hängt unter anderen von den vorhandenen Netzwerken und Handlungs- und Steuerungsressourcen in Quartieren, Stadtteilen oder Gemeinden ab. Um vulnerable Bevölkerungsgruppen für Bewegungsförderung zu erreichen, ist es deshalb wichtig, an den lokalen Strukturen anzusetzen. In diesem Sinne geht das Konzept der gemeindebezogenen Handlungsbereitschaft (Community Readiness, CR) davon aus, dass zunächst eine gewisse Stufe hinsichtlich Problembewusstsein und Handlungsressourcen in den Stadtteilen oder Gemeinden erreicht werden muss, bevor eine Präventionsmaßnahme erfolgreich umgesetzt werden kann.

Tilman Brand zu AEQUIPA/RTC


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Ergebnisse der ersten Förderphase (2015-2018)

Im Rahmen des Community Readiness Assessments wurden in 23 Kommunen in der Metropolregion Nordwest n=118 Interviews mit kommunalen Schlüsselpersonen zum Thema „Bewegungsförderung im Alter“ geführt. Schlüsselpersonen waren vor allem Leiter/innen des Ortsamts, Vorsitzende von Sportvereinen, Seniorenbeiräte, Vertreter/innen von Bürgerzentrum oder Quartiersmanagement. Die Community Readiness-Werte lagen zwischen 4.4 und 5.6 mit einem Mittelwert von 4.9. Dies bedeutet, dass sich 15 Kommunen in der Vorplanungsphase (Stufe 4) befanden, 8 Kommunen in der Vorbereitungsphase (Stufe 5). In den Ergebnissen zeigten sich Unterschiede hinsichtlich eines Stadt-Land-Vergleichs mit höheren CR-Werten in ländlichen Kommunen (siehe Gansefort et al., 2018).

Weitere Ergebnisse:

  • In einem Literaturreview zum Thema „Community Capacity Building“ für den Bereich Bewegungsförderung im Alter konnten fünf Hauptstrategien identifiziert werden:
    (1) die Bildung von kommunalen Koalitionen und Netzwerken, (2) das Training von professionellen Kräften, (3) die Ausbildung von Laien, (4) die Stärkung von Kompetenz und Bewusstsein in der Zielpopulation und (5) die Zuweisung von finanziellen Ressourcen (siehe Ubert et al., 2017)
  • Entsprechend der Erkenntnisse aus dem Literaturreview wurden Maßnahmen zum Community Capacity Building in drei Kommunen umgesetzt. Dazu gehörte die Bildung einer Arbeitsgruppe „Bewegung im Alter“, die partizipative Entwicklung von Bewegungsangeboten für ältere Menschen, die Informationsvermittlung an (ältere) Bürgerinnen und Bürger zum Thema Bewegung im Alter und die Teilnahme an kommunalen Veranstaltungen (z.B. Stadtteil-Feste, Bewegungstage).
  • Zur Erprobung von Technologie zur Bewegungsmotivation im öffentlichen Raum wurde das ActiStairs-Programm umgesetzt. Dabei wurde eine Treppe in einem Bremer Einkaufszentrum zur Motivationsbildung zum Treppen steigen (im Gegensatz zu Rolltreppe oder Fahrstuhl) genutzt. Anschließende Befragungen von Nutzern und Nutzerinnen zeigten, dass vor allem junge, körperliche inaktive Menschen durch die Installation angesprochen wurden.
  • Um die Gründe für bzw. gegen eine Teilnahme an Bewegungsförderungsangeboten älterer Menschen zu untersuchen, wurde eine qualitative Erhebung unter insgesamt 25 älteren (Nicht-)Teilnehmenden des Bewegungsprogramms „Fit im Nordwesten“ (siehe TP Promote) durchgeführt. Die ersten Ergebnisse zeigen vier mehrdimensionale Typen des Teilnahmeverhaltens: (1) komplexe Gesundheitsgestaltende, (2) organisierte Wellness-Typen, (3) flexible Funktions-Orientierte und (4) individuelle Spaß-Orientierte.

Ziel der zweiten Förderphase (2018-2021)

Das übergeordnete Ziel der zweiten Phase ist die Nachhaltigkeit CR-Kapazitätsentwicklung in einer Längsschnittperspektive zu untersuchen. Hierzu wird die Zusammenarbeit mit den Interventionsgemeinden fortgeführt, um ein hohes CR-Niveau zu erreichen.

Arbeitsprogramm der zweiten Förderphase (2018-2021)

Das Arbeitsprogramm umfasst drei Pakete:

  1. Community Readiness Assessment
    Im Anschluss an die erste Förderphase wird die Community Readiness (CR) in vier Kommunen erneut bewertet. Dies geschieht einmal zu Beginn der zweiten Förderphase (Follow-up 1) und dann noch einmal zum Projektende (Follow-up 2).
  2. Community Readiness Intervention
    In den beteiligten Kommunen werden lokale Akteurein der Stabilisierung, Ausweitung und Professionalisierung ihrer Aktivitäten zur Bewegungsförderung im Alter unterstützt. Praktische Strategien beinhalten u.a. die Ausarbeitung eines strategischen Plans für die Kommunen, die Bündelung existierender Bewegungsangebote für Ältere, eine langfristige Implementierung von Bewegungsmaßnahmen sowie Unterstützung bei der Dokumentation und Standardisierung der Angebote.
  3. Entwicklung eines Community Readiness Manuals und Dissemination.

Basierend auf den Erfahrungen der sechsjährigen Projektlaufzeit wird ein Praxis-Manual zur Steigerung der lokalen Handlungsmöglichkeiten in der Bewegungsförderung und eine Kurzversion des CR-Assessments entwickelt

Beteiligte

Dr. Tilman Brand, Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS (Studienleitung)
Prof. Dr. Hajo Zeeb, Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS
Saskia Müllmann, Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie - BIPS
Sabine Röseler, Gesundheitswirtschaft Nordwest e. V.
Tobias Ubert, Gesundheitswirtschaft Nordwest e. V.
Jochen Meyer, OFFIS - Institut für Informatik
Prof. Dr. Susanne Boll, OFFIS - Institut für Informatik
Elke Beck, OFFIS - Institut für Informatik
Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck, Institut für Public Health und Pflegeforschung (IPP)
Prof. Dr. Heinz Rothgang, Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik (SOCIUM)

RTC und BzgA 

Kooperationsverbund Gesundheitliche Chancengleicheit: 

Älter werden in Balance: 

Kontakt

Saskia Müllmann
muellmann(at)leibniz-bips.de
Telefon: 0421 21856914