AFOOT
Alternd zu Fuß oder mit Fahrrad – urban mobil ohne Stress
Aktive Mobilität im Alter fördern - Ein Aktionswochenende im Reallabor Ritterhude
Hintergrund
Körperliche Aktivität ist ein wichtiger Bestandteil gesunden Alterns. Die tägliche Gesamtaktivität kann maßgeblich durch aktive Mobilität, sprich zu Fuß gehen und Fahrradfahren, im Alltag z.B. durch den Gang zum Supermarkt oder den Besuch von Freunden und Verwandten, erhöht werden. Gerade ältere Menschen verbringen einen großen Teil ihrer Zeit in ihrer unmittelbaren Wohnumgebung. In den letzten Jahren haben sich die Gesundheitswissenschaften vermehrt mit dem Zusammenhang von Einflussfaktoren der Wohnumgebung und dem Ausmaß aktiver Mobilität beschäftigt. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass insbesondere die Zugänglichkeit bzw. Erreichbarkeit von öffentlichen Freiräumen und Grünflächen sowie von sozialen Infrastrukturen und Versorgungseinrichtungen die Gesamtaktivität im Alter beeinflusst. Eine wohnortnahe Versorgung durch eine gezielte Erneuerung und Revitalisierung städtebaulicher Bestände, gerade in Klein- und Mittelstädten, zu gewährleisten gehört gleichzeitig zu den wichtigsten Handlungsfeldern der Stadtplanung. Eine spezielle Planung, die beispielsweise die Bevölkerungsdichte, die Vielfalt der Flächennutzung und die Verbindungen von Straßen berücksichtigt, kann Einfluss auf die körperliche Aktivität nehmen. Räumliche Planung hat zudem eine wichtige Koordinationsfunktion zwischen einer Vielzahl von Akteuren öffentlicher und privater Sektoren. Hier setzt das Forschungsprojekt AFOOT an.
Ziele
Das Gesamtziel des Teilprojekts AFOOT ist es, als Intervention strategische Verbindungen zwischen räumlicher Planung und Public Health zu knüpfen, um körperliche Aktivität als eine Form von Alltagsmobilität im Alter zu fördern. AFOOT verfolgt dabei einen inter- und transdisziplinären Ansatz. Der Fokus liegt auf bereits bestehenden Planungsprozessen und zielt auf Veränderungen in der Planungspraxis, wodurch die Gesundheit der Bevölkerung und die Chancengleichheit bei Gesundheit auf kommunaler Ebene verbessert werden sollen.
Ergebnisse der ersten Phase
In dem 3-jährigen Forschungsprozess (2015-2018) wurden aus stadtplanerischer und Public Health Sicht zunächst Dokumentenanalysen durchgeführt, die ergänzt durch Experteninterviews mit Akteurinnen und Akteuren aus dem Gesundheitssektor und dem Planungssektor in eine kooperative Indikatorenentwicklung mündeten. Anschließend wurde anhand von Planspielen die Implementierung der theoretischen Ergebnisse in die Praxis simuliert.
Das Hauptergebnis ist eine Arbeitshilfe für die Zusammenarbeit zwischen der kommunalen Planungs- und Bauverwaltung und dem Öffentlichen Gesundheitsdienst. Sie soll insbesondere Klein- und Mittelstädte dabei unterstützen, durch die Gestaltung einer bewegungsfördernden und alternsgerechten Umgebung aktive Mobilität in Form von Zufußgehen und Radfahren im Alter zu fördern.
Die Arbeitshilfe
- sensibilisiert für eine alternsgerechte und bewegungsfördernde Kommunalentwicklung,
- benennt Anknüpfungspunkte in der räumlichen Planung und im Öffentlichen Gesundheitsdienst,
- stellt ein Indikatorenset für die Ist-Analyse einer Kommune und die Evaluation von Maßnahmen vor und
- stellt Handlungsstrategien für die drei Themen (halb-) öffentliche Räume, Rad- und Fußwegeinfrastruktur und Erreichbarkeit von Alltagszielen vor.
Zum Download der Anfang 2018 erschienen Arbeitshilfe und weiterer Materialien gelangen Sie hier.
Arbeitsprogramm der zweiten Phase
Aufbauend auf den Ergebnissen der ersten drei Jahre beinhaltet das Arbeitsprogramm der zweiten Förderphase
(1) die Verbreitung, Implementierung und Evaluation der neu entwickelten Arbeitshilfe für intersektorales Verwaltungshandeln von räumlicher Planung und Public Health zur Förderung aktiver Mobilität im Alter und Erweiterung der Arbeitshilfe um eine praxiserprobte Toolbox,
(2) die Integration der Bevölkerungsperspektive durch die Untersuchung von Schlüsselfaktoren der gebauten Umwelt und Infrastruktur, die das Zufußgehen und Fahrradfahren als Alltagsmobilität in ländlichen Regionen sowie Klein- und Mittelstädten fördern oder behindern, und
(3) die Initiierung und Evaluation der Übertragung von Forschungsergebnissen in die Praxis anhand eines Reallabors in der Gemeinde Ritterhude (14.680 Einwohner*innen). Das Reallabor bietet eine lokale Plattform für eine gemeinsame Problemerfassung und -definition, die Entwicklung einer lokalen Agenda zur Förderung von Zufußgehen und Fahrradfahren im Alter, kleinräumige Experimente sowie kontinuierliches Monitoring und eine begleitende Evaluation. Der Prozess wird von einer Steuerungsgruppe, dem „transition team“ bestehend aus Wissenschaftler*innen aus Public Health und räumlicher Planung und einer in der Gemeindeverwaltung angestellten Mitarbeiter*in geleitet.
Mitarbeiterinnen
- Public Health -
Prof. Dr. Gabriele Bolte, MPH (Projektleitung)
Tanja Brüchert, M. A. PH
Universität Bremen, Institut für Public Health und Pflegeforschung
- Stadtplanung -
Prof. Dr.-Ing. Sabine Baumgart
Paula Quentin, M. Sc.
Technische Universität Dortmund, Fakultät Raumplanung
- Reallabor -
Gemeinde Ritterhude